KulturSchule

Wir sind auf dem Weg – die Winfriedschule als KulturSchule

Seit 2012 befindet sich die Winfriedschule auf dem Weg zur KulturSchule. Die Vorstellung, das enorme künstlerische Potenzial unserer SchülerInnen und unsere kulturellen Aktivitäten in eine neuartige Schulkultur umzuwandeln, wurde zu einer Herausforderung, die wir annehmen wollten.

Aus dem KulturSchulalltag: Fuldaer Schultheatertage, Fortbildung Fachforum Kulturschule, MuKu-Klasse, Kinderakademiebesuch, Europawettbewerbe
Verhüllung des Heertors am ZOB anlässlich der Kunstaktion Fulda goes Christo und Jeanne Claude mit der Kinderakademie 
Szenen aus Theaterprojekten der DS Kurse Q2: Wissen ist (2018, nach Dürrenmatt); Orangsch (nach Shakespeare 2013), Freunde (2017, Eigenproduktion)
Gemeinsames Skulpturprojekt der Jgst 5-11 anlässlich des Tags der offenen Gärten 2014 im Hundeshagenpark
Szenen aus Theaterprojekten der DS Kurse Q2: Nachtasyl (2016, nach Gorki), Schroffenstein (2017, nach Kleist) sowie aus einem internationalen Theaterprojekt von freien Theatern der Städte Fulda und Crediton unter Mitwirkung von Schultheatergruppen verschiedener Fuldaer Schulen – Echoes of Wartime, (Eigenproduktion, 2018, E-Phase WSF)
Sommerkonzert  der WSF 2015
Impressionen aus den Veranstaltungen des KulturNachmittages und der Kooperation mit Red Corridor Gallery
Gemeinschaftsarbeit im Zusammenhang mit dem Schulentwicklungsprogramm KulturSchule
Gemeinschaftsarbeit der KollegInnen Roth, Feling und Bartsch und auf einer Fortbildung: Fachforum Kulturschule
Performance Grundkurs Darstellendes Spiel (Q1/Q3) am 20.11.2019
InterACT 2021 (Performance) – 1 von 2
InterACT 2021 (Performance) – 2 von 2

Dieser Prozess führte im Jahr 2016 zur ersten Zertifizierung. Drei Jahre später, zur Folgezertifizierung im Jahr 2019, wurde das Prädikat bestätigt. Unser Entwicklungsprozess ist damit aber keineswegs angeschlossen, denn speziell als KulturSchule ist es wichtig, sich den ständig verändernden Anforderungen dieser permanent im Wandel befindlichen Welt zu stellen und ihnen gerecht zu werden.

Das eigene künstlerische Gestalten und das sinnlich-ästhetische Lernen werden an der Winfriedschule als Basis einer zeitgemäßen Allgemeinbildung anerkannt und ihnen wird ein besonderer Stellenwert im Schulalltag eingeräumt.

Nicht nur in den traditionellen künstlerischen Fächern, sondern auch im geistes-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Bereich werden Methoden und Erfahrungen der kulturellen Bildung genutzt, um Lernprozesse vielseitiger und anschaulicher zu gestalten. Im Bildungsprozess bekommen Fähigkeiten wie Kreatives Denken und Gestalten, der produktive Umgang mit dem Ungewohnten und Unvorhergesehenen, aber auch scheinbar altmodische Tugenden wie Genauigkeit, Ausdauer, diszipliniertes Üben und die spielerische Erarbeitung sozialer Kompetenzen einen besonderen Stellenwert. KulturSchule bedeutet nicht, dass in der langjährigen Unterrichtspraxis Bewährtes einfach unkritisch über Bord geworfen wird. Fächerverbindende Ansätze, kreative Unterrichtsmethoden und ästhetische Aneignungsweisen sollen sinnvoll eingesetzt werden, um den Lernprozess zu fördern sowie Lerninhalte besser verständlich bzw. erlebbar zu gestalten.

Das Konzept dient nicht nur der Förderung besonderer künstlerischer Talente (wie beispielsweise in der MuKu-Klasse), sondern bedeutet eine Chance für alle, sich auszuprobieren und die eigenen Stärken zu finden. Der junge Mensch als Ganzes in seiner individuellen Einzigartigkeit steht somit im Mittelpunkt unserer Bemühungen und es soll jedem Kind ermöglicht werden, im Laufe seiner schulischen Entwicklung seine ganz spezielle Kunst für sich als Ausdrucksmittel zu entdecken. Durch vielseitige künstlerische Aktivitäten gewinnen SchülerInnen Vertrauen in die eigene Kraft zur Gestaltung.

Im Konzept KulturSchule sind die Künste somit mehr als ein Erholungsraum, eine Atempause im ernsten Alltag des Lebens, ein Ausgleich, damit man in den so genannten ernsthaften Fächern wie Mathematik, Naturwissenschaften oder Fremdsprachen wieder besser funktionieren kann.

Die Künste sind ein Ort für das Wahrnehmen dessen, was für uns Menschen wirklich wichtig ist: mit allen Sinnen Wahrnehmen und Fühlen, Mitfühlen mit dem was in der Natur und der Welt der Menschen kaputt ist.

Die Künste werden so zu einem Frei-Raum, in dem wieder etwas zum Ausdruck gebracht werden kann, was im Alltag oft verschüttet wird, bieten die Chance, die Abstumpfung zu durchbrechen, die scheinbar ganz natürlich mit der täglichen Nachrichtenbilderflut wächst, uns emotional zubetoniert, weil es sonst nicht auszuhalten wäre.

Speziell die Künste bieten Chancen zum Denken des Undenkbaren, zum Ausprobieren des (scheinbar) Unmöglichen, zum Spielen, Fantasieren, sind ein Ort der Utopie im positiven Sinn und wirken dann zurück und hinein in die so genannten ernsten Lebensbereiche. Es entsteht ein Prozess, in dem sich allmählich etwas verändert. Kunst kann so geistiger Antrieb der positiven Veränderung der Menschen und der Welt werden.

Wenn Kinder im Glauben an die eigene Leistungsfähigkeit erzogen werden, sich in verschiedenen Künsten ausprobieren können, Tanz, Theater oder Schreiben als kreatives Ventil nutzen können, Bestätigung erfahren, die Möglichkeit erhalten, ihre Talente auszuschöpfen und bewusst zum kreativen Um-die-Ecke-Denken erzogen werden, dann wird Schule ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag gerecht und kann dabei helfen, selbstbewusste, selbstständige und selbsttätige Menschen hervorzubringen.

So leistet KulturSchule einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des im Schulprogramm beschriebenen Entwicklungsziels Individuelle Förderung. Im Zertifizierungsprozesses wird seitens des Kultusministeriums und des Büros für Kulturelle Bildung ein flankierendes Fortbildungsprogramm angeboten, welches sowohl dem Schulleitungsteam als auch dem LehrerInnenkollegium Möglichkeiten bietet, ihr Methodenrepertoire regelmäßig zu erweitern. Diese Fachforen KulturSchule finden zweimal im Jahr statt. Damit öffnen sich allmählich auch Wege zum fächerverbindenden Lernen.

Im Entwicklungsprozesses zur KulturSchule haben wir bereits viel erreicht. Wo immer sich freie Felder in der Stundentafel ergaben, z.B. bei der Umstrukturierung von G8 zu G9, wurden die künstlerischen Fächer berücksichtigt. Der KulturNachmittag für die Jahrgangsstufe 5 bietet eine Kunst für jedes Kind an (DS, Junge Kunst, Tanz, Kreatives Schreiben, Chor) und findet großen Anklang bei SchülerInnen und Eltern. Es wurden neue Räume für die Künste geschaffen: ein DS-Raum, ein Werkstattraum für die Kunst, ein Orchesterraum), es wurde in aufwändige Bühnentechnik investiert, in der Aula-Bühne sowie im neu gestalteten DS-Keller. Eine stärkere Durchmischung der ästhetischen Zugänge in den Fächern kann beobachtet werden.

Außerdem konnten wir für künstlerische Projekte KooperationspartnerInnen aus dem kulturellen Bereich gewinnen, wie z.B. die Kinderakademie Fulda, die Kunststation Kleinsassen, das Freie Theater Fulda, die Red Corridor Gallery Dirlos, oder auch InterACT English Berlin. Künstlerische Projekte konnten längerfristig als feste Bestandteile in das Schuljahr eingebunden werden, wie z.B. die regelmäßigen Porträtmalerei-Workshops mit den KünstlerInnen von Red Corridor im Kunstunterricht der Jahrgangsstufe 7 oder auch das dreitägige, englischsprachige Theaterprojekt der gesamten Jahrgangsstufe 8 mit InterACT English.

Neben zahlreichen Leuchtturmprojekten wird die KulturSchule-Idee zunehmend in den Unterrichtsalltag integriert (Belege dafür finden Sie im beigefügten Bildmaterial). Nach der Wiedereinführung von G9 wurden dazu in der Stundentafel 2 Wochenstunden in der Jgst.6 gewonnen, die wir im Regelunterricht für sogenannte Profilstunden (PS) einsetzen konnten. Hier gibt es neben naturwissenschaftlichen Profilen und künstlerischen Profilen (English Club) auch Mischformen (Stop-Motion-Filme über naturwissenschaftliche Phänomene, Robotics, Klub der ForscherInnen). Die Profilstunden nutzen ästhetische Zugangsweisen zu den Lerninhalten gerade im Bereich Naturwissenschaften. MINT-EC und Kulturschule werden nicht als gegensätzliche, miteinander konkurrierende Entwicklungsziele wahrgenommen, es wurde eine Annäherung beider Projekte erreicht. Speziell der Bereich „Jugend präsentiert“ dient hier als Bindeglied zwischen beiden Schwerpunkten, sodass zunehmend ästhetisch-anschauliche Zugänge eben auch im naturwissenschaftlichen Bereich als sinnvoll erachtet werden.

Es ist noch immer viel zu tun. Die Bedingungen, die ein Gymnasium rund ums Jahr zu erfüllen hat, lassen nicht immer die gewünschte Flexibilität zu, die es braucht, um z.B. fächerverbindend zu arbeiten, mehr als drei oder vier Lehrkräfte gleichzeitig zu Fortbildungen zu entsenden, Pädagogische Tage zum Thema KulturSchule zu gestalten. Die vergangenen zwei Jahre haben durch Corona-Pandemie und Lockdown im Bereich KulturSchule nur sehr überschaubare Fortschritte zugelassen und es gilt, den Prozess mit neuer Energie, neuem Personal und neuen Ideen wieder anzuschieben. Das Ineinandergreifen von Digitalisierung und Kultureller Bildung soll ebenfalls weiter vorangetrieben werden. Es wird immer SkeptikerInnen dieser Schulentwicklung geben, die es als Orientierungsinstanz sinnvoll zu integrieren gilt. Ein Verständnis von dem, was KulturSchule ist, drückt sich bei jedem Individuum, jeder Schule anders aus. Diese Vielfalt sollte bewahrt bleiben.

Torsten Bartsch, Koordination KulturSchule