Kleine Baugeschichte (Michael Herscu)

Sehr geehrte Schulgemeinde, liebe ehemalige Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler,

zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Winfriedgymnasiums in Fulda sende ich als ehemaliger Schüler, der dort vor 40 Jahren sein Abitur bestanden hat, herzliche Grüße aus Berlin.

Für mich als Architekten, der seit der Schulzeit das Gelände nicht mehr betreten hat, ist es naheliegend, sich in diesem Kontext kurz mit der städtebaulichen Anbindung, der Architektur des Gebäudes und seiner Fortentwicklung in den letzten Jahrzehnten auseinanderzusetzen.

Das Gelände des Gymnasiums des Landkreises liegt gut angebunden, zwischen Schlossgarten und Frauenberg, im Zentrum der Stadt.

Nach Abriss des Lehrerseminars, das in einem roten dreigeschossigen Klinkerbau mit Walmdach von Adam Heres und Adam Kramer 1878-1879 errichtet wurde, entstand in den Jahren 1957-1961 nach den Plänen des Oberbaurates Helmut Göschel ein moderner Schulzweckbau. Ein Kunst-am-Bau-Projekt schmückt die Südseite des Gebäudes zum Schlossgarten hin als Wahrzeichen. Es handelt sich hier um eine große Bandeisenplastik von Peter Klutmann, die Winfried Bonifatius darstellt.

Seit meinem Abitur 1982 hat sich nun viel verändert. 1989 hat der Architekt Franz Ollertz den vom Kreisausschuss ausgeschriebenen Wettbewerb für die Erweiterung gewonnen. Der erste Spatenstich erfolgte im Mai 1991 und das Richtfest konnte bereits im April 1992 gefeiert werden. Nach der Fertigstellung im Jahr 1993 hat sich die Hauptnutzfläche auf 4400 Quadratmeter nahezu verdoppelt. Es entstanden neue Räume für die Naturwissenschaften, eine zweite Sporthalle mit neuen Umkleideräumen, 20 neue Klassenzimmer, neue Fachräume für die Kunst- und Musikerziehung sowie ein Aufenthaltsraum für Schüler der Oberstufe. Seither wurde die Schule von den Architekten Ollertz & Ollertz immer weiter umgebaut, aufgestockt und saniert, zuletzt 2020 mit der Erweiterung des dritten Stockwerkes, mit der sich die Fläche nochmals erheblich vergrößert hat. Durch die Mitnutzung des Innenhofes eines benachbarten Campus konnte auch der Schulhof erweitert werden.

Auch nach den Ergänzungen und Änderungen der Kubaturen fügt sich die Gebäudegruppe oberhalb des Schlossgartens und zur Leipziger Straße als Randbebauung nach wie vor harmonisch in das Stadtbild ein.

Auf die erste Besichtigung nach 40 Jahren am 15./16.07.2022 freue ich mich, wünsche der Schulgemeinde spannende Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläums und für die Zukunft der Schule alles Gute für ihr Fortbestehen, damit auch weiterhin eine gute Ausbildung garantiert werden kann.

Michael Herscu, Architekt und Wirtschaftsingenieur

Berlin-Westend, im Juni 2022