Eine Hymne auf die Alten
“Wenn wir Schatten Euch missfielen, denkt zum Trost von diesen Spielen, dass Euch hier nur Schlaf umfing, als das alles vor sich ging. Das Gebild‘ aus Schaum und Flaum wiegt nicht schwerer als ein Traum.“
Geht es Euch nicht auch manchmal so, daß Ihr von der Schule träumt? Von den Lehrern und den alten Zeiten? Auch und gerade an dieser Schule war es eben nicht nur Schule, sondern so viel mehr und das nicht nur nebenbei. Da gab es sowas wie den geheimen Rat. Dort wurde schultäglich zur großen Pause Kaffee gebrüht, gequalmt und über Gott und die Welt philosophiert. Nicht nur der Schulleitung war das nicht immer ganz geheuer ob der leicht anarchischen Züge dieser Institution. Daß das Kaffee Hesse dann eben doch jahrzehntelang nicht nur geduldet wurde, lag vielleicht auch daran, daß hier die vielleicht kreativsten Geister dieser Schule hausten. Ungezählten Schulfesten, Abibällen, Theater- und Musikaufführungen wurde hier Leben eingehaucht. Winfried Witzel, Reinhold Feldmann, Dorothea Ratzel, auch Werner Döppner, Dankwart Roth und Werner Vogel seien hier genannt, immer kritisch beäugt und doch auch immer wohlwollend unterstützt von unserem Hausmeister ‘Sergeant‘ Erich Becker. Niemals wären die Feste, Theater- und Opernaufführungen gelungen ohne die Genannten und die (manchmal auch druckvolle) Unterstützung durch die Schulleiter Ludwig Vey und Horst Ließmann, später auch Rudolf Summa. Alle immer nachhaltig und alles auf kurzem Wege … meinungsstark, charaktervoll und mit Autorität, jedoch keinesfalls autoritär … immer humorvoll und mit Verve – Und ich wage zu sagen, sie waren vor allem eins: Gute Lehrer.
‘In diesem Sinne – Prosit! Wir trinken auf unsere Schule, auf unsere Lehrer – sie sollen leben! Leben und nicht aussterben!‘
Roland Ratzel, 7.7.22
Foto (Günther Ratzel): Reinhold Feldmann, Winfried Witzel († 2014), Dorothea Ratzel († 2022) bei den Proben zu ‘Orpheus in der Unterwelt‘ von Christoph Willibald Gluck in der Aula der Winfriedschule (1986)