Im Rahmen der Projekt-Tage der Festwoche zum 100-jährigen Jubiläum der Winfriedschule haben Schülerinnen der 9F1 Lehrkräfte über inhaltliche wie organisatorische Aspekte des schulischen Lernens heute und morgen befragt. Besonderer Schwerpunkt war ein Interview-Termin mit Mitgliedern der Schulleitung, den Herr Brand und Herr Goebel wahrnehmen konnten. – Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und generelle Lernkonzepte waren uns dabei besonders wichtig. Herr Brand und Herr Goebel zeigten auf, welchen Fortschritt die Winfriedschule in diesen Bereichen schon erzielt hat. Der Wandel von stoff-zentrierten Lehrplänen hin zu kompetenz-orientierten Curricula beispielsweise finde an der Winfriedschule gute Umsetzung und für Lehrkräfte entstünden in manchen Fächern dabei auch neue Freiheitsräume.
Auch zum Thema Digitalisierung sei mittlerweile ein Konzept in Arbeit und Umsetzung (vgl. Beitrag in dieser Festschrift), das uns mit seiner verbindlichen Einführung digital gestützter Unterrichtsmodule im Fachunterricht gut und sinnvoll erscheint. – Schade finden wir, dass das Thema „Mental Health“ in unserer Schule in absehbarer Zukunft keine besondere Rolle spielen soll. Die Idee, Projekttage mit psychologisch geschultem Personal für verschiedene Jahrgangsstufen durchzuführen wurde interessiert aufgenommen, ein Konzept zu diesem Thema müsse aber erst noch entwickelt werden.
Generell sind Herr Brand und Herr Goebel zufrieden mit der Lernarbeit an unserer Schule und haben deutlich gemacht, dass sie kein prinzipielles Umsteuern für nötig halten. Die individuelle Förderung solle in Zukunft jedoch weiter verstärkt werden, das Begabungsangebot solle dabei für alle Schülerinnen und Schüler angepasst werden. – Herzlichen Dank an Herrn Brand und Herrn Goebel für das interessante Gespräch und dafür, dass sie sich im Trubel der letzten Tage dieses Schuljahrs für uns Zeit nehmen konnten! – Nachfolgend die Videoaufnahme des Interviews.
In Kurzform wurden rund dreißig weitere Lehrkräfte zum Thema „Lernen heute und morgen“ befragt: Was wünschen sie sich, damit an unserer Schule der „Lern-Alltag“ optimiert werden kann? Es wurden Fragen zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, dem Notensystem, Mental Health gestellt und Gelegenheit für Ergänzungen gegeben.
Ohne Nachhaltigkeit keine Zukunft. – Viele Lehrkräfte sehen hier erhebliches Optimierungspotenzial. Alle nannten die Mülltrennung als anhaltende Herausforderung: häufig würde nicht darauf geachtet, auch nicht im Lehrerzimmer. Ein weiterer Kritikpunkt: die Mensa. Dort falle zu viel Plastik an. Konkrete Vorschläge wurden auch genannt: Man könne statt den Trinkpäckchen Glasflaschen nutzen und ein Pfandsystem einführen. Auch könnte man das Essen umweltfreundlicher gestalten, zum Beispiel durch weniger Fleisch. – Auch der Energieverbrauch wurde häufig genannt. Die Heizung sei im Sommer oft noch an und das Licht auszuschalten werde auch häufig vergessen. Vor allem in Zeiten des Ukrainekrieges wäre ein sparsamer Energieverbrauch angezeigt. – Ein altbekanntes Thema: das Elterntaxi. Lehrkräfte würden sich wünschen, mehr Schüler würden auf anderen Wegen zur Schule kommen, doch unsere Umfrage zeigte, dass auch die meisten Lehrkräfte mit dem Auto zur Schule kommen, also gibt es bei beiden Optimierungsbedarf. – Viele weitere Vorschläge zu einem nachhaltigerem Schulalltag wurden genannt, doch diese aufzuzählen würde diesen Bericht sprengen. Erwähnt seien aber noch einige wenig nachhaltig wirkenden Aspekte der Digitalisierung, z.B. der Stromverbrauch und Wegwerf-Stifte der Interaktiven Tafeln, die Herstellung der iPads. Überlegungen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit miteinander zu vereinbaren seien gefordert.
Recht zufrieden sind die befragten Lehrkräfte zum Thema Digitalisierung an der Winfriedschule allgemein. Positiv werden die iPad-Koffer, die Nutzung des Hessischen Schulportals und die zunehmend bessere digitale Ausstattung der Klassenräume eingeschätzt. Häufig erwünscht ist ein einheitliches System, in dem alle Geräte aufeinander abgestimmt sind. Auch gelte es einige WLAN-Lücken in den fünften und sechsten Klassen und in den Turnhallen zu schließen. Es kam der Wunsch nach besseren Lautsprechern auf, aber auch nach weiteren Dokumentenkameras, welche gegenüber den elektrischen Tafeln häufig bevorzugt werden.
Noten, Noten, Noten, an der Schule werden andauernd Noten vergeben. Aber was halten die befragten Winfriedschullehrer eigentlich von dem Notensystem? – Nun, viele waren sich einig, dass das sechsstufige Notensystem nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Doch da dieses System eine sehr simple und klare Rückmeldung in den Augen mancher Lehrkräfte ist, sehen sie dieses als zufriedenstellend an. Für ein gut ausgeklügeltes Alternativbewertungssystem sind viele Lehrkräfte trotzdem offen. Eine ausführliche Rückmeldung bei den Notenbesprechungen sehen Lehrkräfte als zwingend erforderlich.
Einigkeit herrscht darüber, dass die ganze Schulfamilie an dem Thema „mentale Gesundheit“ arbeiten sollte, dass auf die unter diesem Begriff gebündelten Probleme und Herausforderungen aufmerksam gemacht und zu deren Bewältigung geschult wird. Projekttage mit PsychologInnen werden gewünscht. Auch darüber, dass wir mehr als eine Sozialpädagog/in benötigen, herrscht Einigkeit.
Wie wird das zukünftige Lernen aussehen? – Zumindest bei der Klassengröße sind sich alle einig, hier werden kleinere Lerngruppen mit ca. 20 Schülerinnen und Schülern gewünscht. Das würde das Eingehen auf einzelne SchülerInnen erleichtern. Doppelstunden und ein weniger umfangreiche curriculare Vorgaben wurden ebenso häufig genannt, wobei zum letzten Punkt Unterschiede von Fach zu Fach bestehen. – Auch zwei bis drei Verwaltungs-Angestellte pro Schule wären hilfreich, da Lehrkräfte sich so besser dem Unterricht widmen könnten.
Es kommen auch weitere interessante Ideen zur Sprache, die das Fördern des selbständigen und projektorientierten Lernens und das noch konsequentere Thematisieren aktueller Themen beispielsweise im Rahmen fest verankerter, regelmäßiger Projekttage gemeinsam haben. Eine aus unserer Sicht interessante Idee sieht den bewährten „Grundlagen“-Unterricht bis zur fünften Stunde vor und räumt die sechste und siebte Stunde eines Schultags der Arbeit an individuellen, Fächer übergreifenden, selbst gewählten Projekten ein, bei denen Lehrkräfte die Rolle ansprechbarer und bei Bedarf auch mit-steuernder Begleitender haben. So können eigene Interessen besser berücksichtigt werden, vielleicht auch durch Einwahl in bestimmte, vielleicht auch konkret berufsvorbereitende, Module.
Fazit: Also, wie wird unser Lernen in der nahen und ferneren Zukunft aussehen? – Werden wir eine Schule sehen, in der die mentale Gesundheit der Schüler und Lehrer gewährleistet wird, in der Nachhaltigkeit und Digitalisierung vereinbar sind, wo projektorientiert gearbeitet wird, aktuelle Themen noch besser in den Unterricht integriert und ihnen Projekttage gewidmet werden? Dies sind und bleiben für heute und morgen Herausforderungen, denen zu begegnen schrittweise durchaus möglich ist, wie die Ergebnisse unserer Befragung erahnen lassen.
Klasse 9F1 (Herr Heil)